02. Juli 2020

Crowdinvesting bei Banken

Trotzdem müssen solche innovativen Finanzierungsformen nicht unbedingt eine Konkurrenz zum klassischen Bankgeschäft darstellen. Sie können sich auch gegenseitig ergänzen. Das zeigt das Beispiel der VR Bank Würzburg. Diese betreibt als erste Bank im genossenschaftlichen Bankensektor eine eigene Crowdinvesting-Plattform.

Nachrangige Darlehen als Risikokapital

Crowdinvesting ist Risikokapitalfinanzierung über das Netz. Unternehmen oder Projektinitiatoren können auf diese Weise Kapital einsammeln und bieten Geldgebern dafür eine Beteiligung am Erfolg. Oft funktioniert Crowdinvesting über nachrangige Darlehen. Das sind Darlehen, die im Insolvenzfall nachrangig gegenüber den übrigen Gläubigerforderungen bedient werden. Sie übernehmen so eine Mithaftung. Für das größere Risiko wird ein höherer Zins gezahlt. Auch die Crowdinvesting-Plattform der VR Würzburg setzt auf nachrangige Darlehen.

Der Vorteil im Unterschied zum herkömmlichen Crowdinvesting: die Bank übernimmt bei den Projekten eine professionelle Risikoprüfung, wie sie es auch als Kreditgeber tun würde. Es werden nur Vorhaben zugelassen, die ein "vertretbares" Risiko erwarten lassen. Diese Risikoselektion ist für die Nutzer ein echter Mehrwert. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls reduziert sich und die Darlehen bieten als gut verzinsliche Anlage eine lohnende Alternative zu sonstigen Sparformen.

Vorteile aufseiten der Bank

Aber auch aus Sicht der Bank ist Crowdinvesting in Eigenregie eine gute Idee:

  • der Plattformbetrieb bietet die Möglichkeit, zusätzliche Erträge zu erzielen. Denn für die Leistungen werden Gebühren berechnet, die von den kapitalsuchenden Nutzern zu zahlen sind;
  • Risikokapitalfinanzierung ist nicht originäres Bankgeschäft, durch den Plattformbetrieb entstehen keine Kannibalisierungseffekte;
  • das Kreditgeschäft der Bank erhält positive Impulse, denn mit mehr Risikokapital steigt die Kreditwürdigkeit von Firmenkunden;
  • Anlegern wird eine "hauseigene" attraktive Form der Kapitalanlage geboten.

Gut möglich, dass das Beispiel der VR Bank Würzburg Schule macht - innerhalb und außerhalb des genossenschaftlichen Bankenbereichs.

Bildmaterial: Fotolia/magele/Pictures