16. Juli 2020

Mehrheit der Kunden gegen "Du"

Doch die als konservativ und besonders förmlich angesehene Bankenbranche befindet sich im Wandel - auch was die Kundenansprache betrifft. Das gewohnte "Sie" könnte bald eine ernste Konkurrenz durch das "Du" erfahren. Versuche in diese Richtung gibt es jedenfalls. Die Sparda Bank Nürnberg stellt ihre Kundenkommunikation konsequent auf "Du" um.

Wie nahe ist mir die Bank?

Für manchen Kunden dürfte das befremdlich sein. Auch wenn unter jüngeren Menschen Duzen üblich ist und "Sie" eher seltsam wirkt, so verhält es sich bei älteren Jahrgängen genau umgekehrt. Hier ist das "Du" immer noch persönlichen Beziehungen oder dem Kollegenkreis vorbehalten, während bei ferner stehenden Personen das distanziertere "Sie" bevorzugt wird. Von der eigenen Bank geduzt zu werden, täuscht eine emotionale Nähe vor, die vielfach sicher nicht besteht. Das könnte sogar als aufdringlich empfunden werden - zumindest wenn das "Du" wie im Fall der Sparda Bank Nürnberg von Bankseite aufgenötigt wird. Eine Ansprachewahl ist nicht vorgesehen.

Ergebnisse einer YouGov-Umfrage

Einer YouGov-Umfrage zufolge will eine Mehrheit der Bankkunden - 55 Prozent - gesiezt werden. Lediglich 10 Prozent sind für das "Du". 29 Prozent ist die Anspracheform gleichgültig. Wenig überraschend ist der Anteil der Kunden mit "Sie"-Präferenz in der Altersklasse ab 55 Jahren am höchsten. Hier möchten 62 Prozent gesiezt werden. Aber auch in der Gruppe der 18- bis 24jährigen sind immerhin noch 44 Prozent für die distanziertere Anspracheform.

Auf die Erfahrungen der Sparda Bank Nürnberg darf man gespannt sein. Sie begründet das "Du" aus dem genossenschaftlichen Prinzip heraus mit der besonderen Beziehung zwischen Mitgliedern und Bank. Ob die Mitglieder das auch so sehen - wer weiß!

Bildmaterial: Rido/Fotolia