10. August 2016

Banken immer noch ohne Strategie

Banken schließen eine Filiale nach der anderen

In den Jahren zwischen 2005 und 2015 schlossen die deutschen Bankinstitute rund 12.000 Filialen. Von den verbleibenden 34.000 sind jedoch weitere Zweigstellen von Schließungen bedroht. Was sich aus kaufmännischer Betrachtung als sinnvolle Strategie darstellt, mutet der Kundschaft aufgrund unzureichender Kommunikation wie eine Katastrophe an. Vor allem, wenn die zu Fuß bequem erreichbare Filiale ihre Pforten schließt, ärgern sich viele treue Bankkunden.

Die Institute verteidigen ihre Maßnahmen mit hohen Kosten und schwindendem Interesse an persönlicher Finanzberatung. Doch so einfach ist dies nicht.

Banken verfolgten über Jahrzehnte falsche Strategien

Das mangelnde Interesse des Publikums ist einem wesentlichen Versäumnis der Institute zuzuschreiben. Sie haben die Kunden und deren Beratung nie in den Mittelpunkt ihrer Geschäftsmodelle gestellt. Ansonsten wären die Filialschließungen von der Eröffnung ansprechender Einzelbüros in unmittelbarer Nähe begleitet. Dem Beratung suchenden Sparer oder Anleger ist das Verschwinden einer Zweigstelle kaum wichtig, solange er seinen langfristigen Ansprechpartner wenige Straßen weiter aufsuchen kann. Voraussetzung wäre allerdings, dass der Berater nicht ständig ausgewechselt wird. Die Banken haben in den letzten 20 Jahren den Begriff Kundenbindung aus dem Auge verloren, und dieser Fehler rächt sich jetzt.

Filialen sind im Handel unverzichtbar

Nicht umsonst plant das Onlineunternehmen Amazon hunderte von Filialen und hat bereits zwei Zweigstellen eröffnet. Dem Trend folgen immer mehr Onlinehändler, denn ihnen hat das Retail Institut EHI den Nachweis erbracht, dass über Filialen höhere Umsätze realisiert werden.

Für die Banken würde es sich gleichermaßen lohnen, wenige gut ausgestattete Filialen in den Metropolen zu halten und die anderen Zweigstellen durch Beratungsbüros zu ersetzen. Das wäre eine kostengünstige Strategie, die von Kunden verstanden und angenommen werden würde. Allerdings nur, wenn die Beratung erstklassig und kundenorientiert ist.

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