29. Februar 2016

Unzufriedenheit bei Banken selbst in der Führungsebene

Banken wollen effizienter werden, Kosten sparen und dazu den Service straffen. Sie erleben den neuen Trend als Kunde vor allem bei der Beratung, die unterhalb gewisser Kapitallimits zunehmend in automatisierter Form (Robo-Advice) offeriert wird. Doch sind die Personaleinsparungen nicht nur im Schalterraum spürbar, sie betreffen auch die Entscheidungsträger. Es werden vor allem die zum Gehen angehalten, die massive Zweifel am bestehenden Geldsystem äußern.

Ein auf alle Banken zutreffendes Beispiel

Thomas Mayer stieg bei der Deutschen Bank zum Chefvolkswirt auf, da er an die ökonomischen Glaubenssätze des Finanzsystems glaubte. Mit 60 Jahren wurde aus dem einstigen Befürworter ein vehementer Kritiker, der die auf unserem Wirtschaftssystem basierende Geldordnung zum Scheitern verurteilt sieht. Seiner Ansicht nach ist ein neues System notwendig, welches die Macht der Institute erheblich einschränkt.

Stationen einer Bankkarriere

Der ehemalige Chefvolkswirt sammelte über 30 Jahre lang Erfahrungen beim IWF und bei international agierenden Instituten wie Goldman Sachs und Deutsche Bank. Er glaubte über viele Jahre hinweg an effiziente Märkte, rational handelnde Anleger und daran, dass am Ende jeder Turbulenz alles wieder ins Gleichgewicht kommt. Als er seinen Posten als Chefvolkswirt antrat, hatte er bereits die ersten Zweifel am Geldsystem.

Auslöser war die drei Jahre davor über die Welt hereingebrochene Finanzkrise, welche von einem globalen Schuldeninferno entfacht, bis heute zahlreiche Volkswirtschaften in Mitleidenschaft zieht auch und an der Substanz mächtigster Banken zehrt. Mayer suchte Antworten auf brennende Fragen und kam zu der Erkenntnis, dass der Fehler im System liegt.

Hinterfragende Führungskräfte bei Banken unerwünscht

Thomas Mayer fiel in der Führungsetage immer mehr durch wenig kooperative Vorschläge auf, er wollte beispielsweise einen Schuldenschnitt für Griechenland, obwohl die Bank zeitgleich über eine neue Griechenanleihe nachdachte. Auch seine Idee einer griechischen Parallelwährung traf bei den Entscheidern des Konzerns auf Ablehnung.

Nachdem 2012 ein Führungswechsel bei der Deutschen Bank erfolgte, wurde es für den unbequemen Chefvolkswirt eng. Er blieb offiziell noch zwei Jahre Berater, bevor sein Arbeitsverhältnis 2014 ein finales Ende fand.

Nur einer von vielen

Thomas Mayer ging es nicht anders als zahlreichen Entscheidungsträgern, die bei ihren Arbeitgebern aufgrund von Ansichten abseits des Mainstreams in Ungnade fielen. Wenn Sie mehr Details zu den Ansichten von Thomas Mayer wünschen, wäre sein Buch mit dem Titel "Die neue Ordnung des Geldes" eine informative Lektüre. Die Banken räumen seinem Modell derzeit nur wenig Chancen ein, dessen ist sich Thomas Mayer bewusst. Allerdings sieht er die nächste Krise mit Sicherheit kommen und damit steigt auch die Akzeptanz seiner Theorien.

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