08. Juni 2017

Strafzinsen auch auf kleine Ersparnisse

Strafzinsen für Privatkonten - bislang nur bei wohlhabenden Neukunden

Es hat den Anschein, als ob die Geldhäuser ihre einst aufwendig beworbenen Kunden wieder loswerden möchten. So sieht es zumindest bei der Volksbank in Reutlingen aus, denn der aktuelle Preisaushang droht Inhabern von Girokonten und Tagesgeldkonten bei Guthaben oberhalb von 10.000 Euro mit 0.5 Prozent Strafzinsen. Auf Nachfrage teilte das Institut mit, derzeit keine Negativzinsen in Rechnung zu stellen, die Änderungen im Preisaushang seien lediglich eine prophylaktische Vorsichtsmaßnahme. Die Volksbank will damit vermutlich sehr liquide Neukunden abschrecken.

Geschäftsbanken müssen schon seit vielen Monaten Strafzinsen an die EZB entrichten

Wenn die Volksbank aus Reutlingen überschüssige Liquidität bei der Europäischen Zentralbank parken möchte, wird ihr ein negativer Zinssatz von 0.4 Prozent berechnet. Das würde bei einem Neukunden mit einer Million Euro bedeuten, dass die Volksbank nur für die Aufbewahrung bei der Zentralbank 4.000 Euro bezahlen müsste.

Bundesweit geben zunehmend viele Geldhäuser die Minuszinsen bereits an Unternehmenskunden weiter und fokussieren diesbezüglich immer mehr vermögende Privatkunden. Bislang werden Strafzinsen allerdings nur bei Einlagen von mehr als 100.000 Euro fällig. Das anhaltende Zinstief lässt die Banken jedoch verstärkt nach neuen Einnahmequellen Ausschau halten. Eine Volksbank in Görlitz verlangt allein für die Annahme von kleineren Tagesgeld-Summen beispielsweise eine Gebühr von mindestens fünf Euro.

Noch wollen die Sparkassen Strafzinsen vermeiden

Wie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband mitteilte, wollen die Häuser so lange wie möglich auf Strafzinsen für Privatkunden verzichten und erhöhen stattdessen bundesweit die Gebühren für Girokonten. Unterstützung finden die Sparkassen bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin. Nach Ansicht von BaFin-Präsident Hufeld müssen Kunden bei dauerhaft wirtschaftlich gesunden Instituten aufwandsgerechte Preise akzeptieren. Den Verbraucherschützern ist allerdings der Preisaushang in der Volksbank Reutlingen ein Dorn im Auge, weil dieser mit offensichtlich unwahren Aussagen in die Irre führt.

Unruhe in der Bankenszene

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