11. Oktober 2018

Filialsterben bei den Volksbanken

Dramatische Entwicklung

In Westdeutschland waren 1970 mehr als 7.000 Volks- und Raiffeisenbanken präsent. 1994 gab es nur noch 1.800 Niederlassungen, obwohl neue Bundesländer hinzugekommen waren. 2017 wurden lediglich 915 Volksbank-Filialen gezählt, obgleich die Genossenschaftsbanken überaus beliebt sind. Im gleichen Zeitraum verdreifachte sich die Zahl der Mitglieder von sechs Millionen auf nunmehr 18 Millionen, um den Faktor 20 ist die Bilanzsumme im Durchschnitt gewachsen. Volksbanken werden von der Kundschaft aufgrund ihrer Bodenhaftung sehr geschätzt, für das dramatische Filialsterben sind externe Gründe verantwortlich.

Die europäische Bankenaufsicht

Aufgrund ihrer Ausrichtung waren Volksbanken von der Krise 2008 weniger betroffen als große Geschäftsbanken. Die Bankenaufsicht der EU unterscheidet allerdings bei der zunehmenden Regulierung nicht zwischen großen und kleinen Instituten. Ungeachtet des kaum vorhandenen Systemrisikos müssen die kleinen Volksbanken die Aufsicht mit ebenso hohen Fixkosten bezahlen wie Häuser mit riskanten Geschäftsmodellen.

Durch den Kostendruck werden die Volksbanken zu Maßnahmen gezwungen, die nicht in ihrem Interesse liegen. Indes wollen sie insgesamt präsent bleiben und ihren ursprünglichen sozialen Auftrag erfüllen. Daher werden mit größtem Bedauern Niederlassungen zusammengelegt und Filialen in entlegenen Gebieten geschlossen.

Katastrophale Folgen für die Kunden

Der große Vorteil war bei den Volks- und Raiffeisenbanken die Kundennähe. Die Mitarbeiter einer Niederlassung kannten die Kundschaft oft persönlich und konnten schnelle Entscheidungen im Interesse beider Parteien treffen. Diese Kundenbindung ist ein Kriterium, dass durch die erzwungene Neustrukturierung verloren geht.

In den verbliebenen Filialen agiert mittlerweile oft ortsfremdes Personal, welches wichtige Entscheidungen nur nach Rückfragen in der Zentrale trifft. Die örtliche Bindung und damit eine wesenarbeitsformentliche Grundlage des Geschäftsmodells geht den Volksbanken zunehmend verloren.

Darüber können auch keine beschwichtigenden Statistiken hinwegtäuschen. Die Bankenaufsicht treibt immer mehr Volksbank-Kunden geradezu in die Arme der marktbeherrschenden Häuser - mit nachteiligen Konsequenzen. Und Mitarbeiten in andere Arbeitsformen.

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