28. August 2016

Filialschließungen als großer Fehler?

Filialschließungen beschleunigen den Niedergang

Filialbanken blicken mit Neid auf den Erfolg der Direktbanken, welche ihre Konkurrenzfähigkeit auch aus niedrigen Personalkosten beziehen. Kosten senken wird von ihnen als vermeintlich effizientes Rezept zur Überwindung der Niedrigzinsphase erkannt. In der Ansicht stecken jedoch gleich zwei Fehler, erstens werden die Niedrigzinsen voraussichtlich sehr lange bleiben und zweitens wird die Welt danach eine andere sein. Zudem ist das Niedrigzinsniveau bei Weitem nicht der einzige erfolgshemmende Faktor.

Wenn die stationären Institute nun eine Zweigstelle nach der anderen schließen, sparen sie sich im wahrsten Sinn des Wortes in den Bankrott. Warum? Weil sie damit ihrer immer noch treuen Anhängerschaft den letzten Grund nehmen, bei ihnen zu bleiben, und auch die Mitarbeiter frustieren.

Wer eine Filialbank vorzieht, möchte einen persönlichen Ansprechpartner

Kompetente Beratung und Hilfe bei komplexen Bankgeschäften sind die zwei wichtigsten Aspekte, die Kunden an ihre Bank binden. Wenn die Häuser nun viele Niederlassungen schließen, berauben sie sich selbst des letzten Alleinstellungsmerkmals. Wer die Kundenbedürfnisse so leichtfertig außer Acht lässt und das Serviceniveau dem der Konkurrenz anpasst, treibt die Verbraucher zu den Mitbewerbern. Die besonders Preisbewussten sind schon längst bei den Direktbanken, weil die das Original dem Duplikat vorziehen.

Auf die eigenen Stärken aufbauen

Die Banken könnten beispielsweise in Regionen mit vielen Niederlassungen einige Filialen schließen, da die Kunden zu gewissen Fahrtstrecken bereit sind. Die flächendeckende Präsenz muss jedoch insgesamt erhalten bleiben und die Kunden sollen in den verbleibenden Zweigstellen das vorfinden, was sie an ihrer Bank schätzen. Wenn dem typischen Bankkunden auf die persönliche Lebenssituation ausgerichtete Beratung erteilt wird, erkennt er darin einen Mehrwert, der ihn langfristig an das Institut bindet.

In einem derartigen Umfeld dürfen sinnvolle Zusatzleistungen sogar ihren Preis haben und dies würde zur Entspannung des Kostendrucks beitragen. Die ortsgebundenen Kreditinstitute müssen vor allem ihre einstigen Stärken neu entdecken und sich als Beraterbanken etablieren, denn die bewusste Ausrichtung auf individuelle Kundenbedürfnisse ist ihre einzige Chance.

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