30. Januar 2020

Europas Banken im Krisenmodus

Zwar droht akut kein Kollaps der Bankwirtschaft. Und diverse Rettungsschirme sollen dies auch dauerhaft verhindern. Trotzdem sind längst nicht alle Risiken beseitigt. Bei Italiens Banken stehen nach wie vor hohe Milliardensummen an faulen Krediten in den Büchern. Nicht minder besorgniserregend sind einige strukturelle Defizite der europäischen Banken. Sie sorgen für eine schleichende Auszehrung.

Verzettelung und Kostenineffizienz

Mit diesen eher latenten Krise befasst sich eine Studie der Unternehmensberatung BearingPoint. Sie bescheinigt Europas Banken einen Hang zur Stagnation. Trotz Wachstum der europäischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren trat das Bankgeschäft auf der Stelle. Und die Ergebnisse sind schwach - vor allem eine Folge zu hoher Kosten. Die aggregierte Cost-Income-Ratio (CIR) lag 2018 bei 58,9 Prozent. Grund für die Kostenlast: unzureichend ausgeschöpfte Potentiale durch Modernisierung und Digitalisierung. Aber auch eine gewisse Verzettelung werfen die BearingPoint-Berater den Bankern vor.

Es sei bisher nicht gelungen, sich auf ein klar abgegrenztes Kerngeschäft mit entsprechenden Produkten zu konzentrieren. Ebenfalls kritisch bewertet wird eine lässlichere Risikovorsorge, um doch noch zu einigermaßen passablen Ergebnissen zu kommen. Positiver werden dagegen Bemühungen zum Ausbau des provisionsabhängigen Geschäfts gesehen, um wegbrechende Erträge im Zinsgeschäft zu kompensieren. Allerdings ist dies den europäischen Instituten unterschiedlich gut gelungen.

Deutsche Banken hinken hinterher

Deutschlands Banken schneiden in der Studie besonders schlecht ab. Ihr operatives Ergebnis ist seit 2013 um 28 Prozent gesunken. Die Provisionsmarge stagniert bei 0,4 Prozent und hinkt anderen Banken in Europa hinterher. Eine strategische Antwort auf die Herausforderung durch FinTechs, neue Technologien und die Erosion des Geschäftsmodells "Bank" lässt auf sich warten.

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