30. November 2017

Europäische Banken sind zu klein

Weniger, dafür aber größere Banken

Deutsche Bank Chef Cryan forderte auf dem Bankenkongress in Frankfurt eine Bereinigung des Bankenmarktes in Europa. Es gebe vor allem in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Nationen zu viele kleine Geldhäuser mit wenig Bedeutung. Aus seiner Sicht wäre dem Kontinent mit einigen global agierenden Großbanken mehr gedient. Als Beispiel nannte er amerikanische und chinesische Häuser, die weltweit präsent und investiert sind. Zusammenschlüsse wären für Cryan eine Lösung, wenn sie mit dem richtigen Maß vorangetrieben würden. Genauer äußerte sich der Leiter der Deutschen Bank dazu nicht.

Bislang nur Beteiligungen aus Übersee

Europas Banken sind aufgrund der EZB Niedrigzinspolitik schwierigen Bedingungen ausgesetzt. Die anhaltend geringen Zinsen erschweren das Kerngeschäft ebenso wie den globalen Wettbewerb. In regelmäßigen Abständen werden daher Zusammenschlüsse als effiziente Maßnahme auf die Agenda gebracht. Die Regierungen der meisten europäischen Staaten sind bisher jedoch gegen grenzüberschreitende Fusionen, um die nationalen Geldhäuser zu schützen.

Ohne Probleme scheint sich der US-amerikanische Finanzier Cerberus an deutschen Instituten beteiligen zu können. Der Investor erwarb vor einiger Zeit Anteile an der Commerzbank und stieg letzte Woche bei der Deutschen Bank ein.

Alles nur Spekulationen?

Deutsche Zeitungen berichteten im letzten Monat, dass mehrere europäische Geldhäuser Interesse an der Commerzbank zeigen würden. Mittlerweile verfolgt nur noch das französische Institut BNP Paribas ernste Absichten. Beim Kongress in Frankfurt wurden die Entscheidungsträger beider Häuser zu ihren Absichten befragt und gaben außer freundschaftlichen Statements lediglich ausweichende Antworten.

Die Anzeichen für grundlegende Änderungen auf dem deutschen Bankenmarkt verdichten sich jedoch. In der Folge von digitalem Wandel und Fusionen werden auf jeden Fall weitere Arbeitsplätze abgebaut. Wer seinen Job als Banker liebt, sollte rechtzeitig an eine Fortsetzung in Selbstständigkeit denken.

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