26. Januar 2016

Entlassungswelle bei Banken

Die Lage der Institute ist alles andere als rosig. Pessimisten sehen bereits die Gefahr einer neuen Krise auftauchen. Dabei sind die Folgen der letzten Banken- und Finanzkrise aus den Jahren 2007/2008 noch nicht richtig verdaut.

Nicht nur ein deutsches Problem

Nach einer Umfrage der Unternehmensberatung Ernst & Young wollen vier von zehn Banken hierzulande in den nächsten Monaten Stellen abbauen. Es handelt sich keineswegs um eine rein deutsche Entwicklung. Auch andere international bekannte Geldhäuser kürzen massiv beim Personal. Die HSBC verzichtet auf 2.000 Mitarbeiter, die Royal Bank of Scotland auf 5.500 und die schweizerische UBS gar auf 10.000. Galt früher ein Bank-Job quasi als Beschäftigungsgarantie, hat sich das spätestens mit der Finanzkrise geändert. Damals mussten vor allem Investmentbanker "bluten", heute trifft die Stellenkürzung auch viele Mitarbeiter im "klassischen" Bankgeschäft.

Banken unter Druck - viele Ursachen

Der Cut beim Personal bei deutschen Kreditinstituten hat verschiedene Ursachen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Gründe:

  • Nach wie vor gilt Deutschland als "overbanked". Zahlreiche Sparkassen und Genossenschaftsbanken konkurrieren mit privaten Instituten, überdies haben sich in den letzten Jahren viele ausländische Institute erfolgreich etabliert. Das Direktgeschäft machte es möglich. Trotz erfolgter Ausdünnung des Filialnetzes bleibt die Filiale ein personalintensiver Kostenfaktor, der sich aufgrund der Online-Konkurrenz immer weniger rechnet. Weiterer Filialabbau als Konsequenz bedeutet zwangsläufig auch Personalabbau; 
  • Die anhaltenden Niedrigzinsen drücken ebenso auf die Ertragslage der Banken wie der intensive Wettbewerb um Kunden und Marktanteile. Da auf der Ertragsseite wenig zu holen ist, versuchen die Institute an der Kostenschraube zu drehen. Das Personal als bedeutender Kostenblock steht dabei im Fokus. 
  • Auch im Bankensektor gibt es einen Trend zur Automatisierung, Rationalisierung und Digitalisierung. Bei vielen Prozessen spielt der Faktor Mensch eine immer geringere Rolle und wird verzichtbar. 
  • Verstärkt wird der Zwang zum Sparen durch mögliche neue regulatorische Anforderungen, die die Geschäftsspielräume weiter beschränken und zusätzliche Kosten verursachen.

Gesucht - neue Geschäftsfelder

Ein Grundproblem der Kreditinstitute ist nach wie vor ungelöst: es fehlt an neuen ertragreichen Geschäftsfeldern mit kalkulierbarem Risiko. Das Investmentbanking gilt als verbrannt, im klassischen Retail-Geschäft lässt sich immer weniger verdienen. Benötigt würde zusätzliches Kreditgeschäft, das dauerhaft tragfähig und stabil ist. Solange hier keine Perspektive gefunden wird, dürfte der Personalabbau weitergehen.

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