25. Juni 2020

Britische Banken mit Problemen

Lange galt der Finanzplatz London für die Bankenwelt als Standort, auf dem niemand von Rang und Namen fehlen durfte. Hier erfolgreich zu bestehen, könnte künftig noch schwieriger sein als ohnehin schon. Die britischen Großbanken müssen sich jedenfalls auf harte Zeiten einstellen und reagieren mit Kosteneinsparungen und Stellenkürzungen. Auch Fusionen sind nicht ausgeschlossen.

Corona und die Brexit-Folgen belasten

Schon im Februar hatte die HSBC, die größte britische Bank, angekündigt, 35.000 Stellen abbauen zu wollen. Angesichts von Corona soll die Strategie jetzt nochmals angepasst werden. Im Zweifel bedeutet das noch härtere Kürzungen. Die HSBC steht damit nicht alleine. Auch andere britische Institute müssen sparen. Die für dieses Jahr verkündeten Renditeziele werden wohl durchweg nicht erreicht.

Die Bank of England hat zur Bekämpfung der Corona-Folgen die Leitzinsen gesenkt. Das bedeutet tendenziell niedrigere Erträge. Gleichzeitig müssen sich die britischen Banken auf höhere Kreditausfälle einstellen. Denn viele Unternehmen und auch Private werden wegen der Krise Zahlungsverpflichtungen nicht bedienen können. Damit nicht genug, rückt das Gespenst eines ungeordneten Ausscheidens aus dem EU-Binnenmarkt näher. Die britische Notenbank forderte die Banken jedenfalls auf, ihre Vorbereitungen für den Fall zu beschleunigen, dass es nicht zu einem Freihandelsabkommen mit der EU kommt. Erinnerungen an das Brexit-Chaos werden wach.

Im Vergleich zu deutschen Instituten gut aufgestellt

Und so werden die britischen Institute zusätzliche Risikovorsorge betreiben, sich von unrentablen Geschäften trennen sowie Strukturen und Prozesse konsequent optimieren müssen. Einen Vorteil hat die Branche dabei im Vergleich zu deutschen Banken. Die britischen Institute gelten schon heute als vergleichsweise ertragsstark, effizient und gut aufgestellt. Da mag manche schwierige Anpassung leichter gelingen.

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