10. Oktober 2016

Aufsichtsrat kritisiert Vorstand

Kritik aufgrund mangelnder Transparenz

Der Aufsichtsrat äußerte sich gegenüber Journalisten äußerst kritisch zur Vorgehensweise des Commerzbank-Vorstands. Bei der Hälfte der von den Einsparungsplänen betroffenen Stellen wurde nicht kommuniziert, in welchen Bereichen diese sich befinden sollen. Bislang hat der Vorstand nur Streichungspläne zu 4.800 Arbeitsplätzen verlautbart. Davon sollen jeweils 50 Prozent im Segment Investmentbanking und in der Sparte Privatkundengeschäft wegfallen.

Der Aufsichtsrat kritisierte den Vorstand, weil dieser nicht mitteilt, warum die Arbeitsplätze gestrichen werden und welche Mitarbeiter davon betroffen sind. Bei einem Stellenabbau dieser Größenordnung müsse der Vorstand den Mitarbeitern transparent die Gründe darlegen, so der Aufsichtsrat, welcher bei der Commerzbank die Gewerkschaft Verdi vertritt.

Höhere Profite im Fokus

Der Vorstand verkündete Ende September, dass die Commerzbank sich von jedem fünften Mitarbeiter trennen wolle. Das Ziel sei, bis in fünf Jahren die Gewinne deutlich zu steigern. Es wurde aber nicht kommuniziert, in welchen Sektoren Angestellte besonders vom Arbeitsplatzverlust betroffen werden. Zudem ist völlig unklar, ob in der Verwaltung oder im Vertrieb Stellen abgebaut werden. Aufgrund der unzureichenden Stellungnahme befindet sich die gesamte Belegschaft der Commerzbank seit Wochen in Angst um den Arbeitsplatz.

Unverantwortliche Hinhaltetaktik

Der für die Gewerkschaft agierende Aufsichtsrat warf bereits beim ersten Treffen dem Vorstand vor, eine gewissenlose Hinhaltestrategie zu fahren. Es könne nicht sein, dass 50.000 Mitarbeiter befürchten müssen, demnächst arbeitslos zu werden. Der Vorstand müsse schleunigst Auskunft darüber geben, in welchen Bereichen und zu welchem Zeitpunkt, Entlassungen stattfinden. Die Mitarbeiter haben ein Recht auf Klarheit, denn zumindest die direkt Betroffenen müssen ihre Zukunft neu planen. Vermutlich konnten sich Vorstand und Aufsichtsrat darüber nicht verständigen, denn es wurden keine weiteren Gesprächstermine vereinbart. Um unter anderem einer überraschenden Entlassung zuvorzukommen, wählen zunehmend viele Bankangestellte den Weg in die Selbstständigkeit.

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