10. August 2017

Der LIBOR stirbt

Der Libor als Anhaltspunkt für Stabilität im Bankensektor

Als Referenzzinssatz, zu welchem sich die Institute gegenseitig mit Liquidität versorgen, gab der Libor insbesondere in der Finanzkrise Auskunft über die Stabilität der Banken. Darüber hinaus diente er als Grundlage für weltweite Finanzmarkt-Transaktionen direkter und indirekter Natur. Die Angaben führender Geldhäuser waren Grundlage zur Kalkulation des Zinssatzes. Wie mittlerweile bekannt ist, waren die Informationen vor allem zwischen 2006 und 2010 nicht immer wahrheitsgemäß. Einige Banken hatten in Absprache den Libor manipuliert.

Ein mit Skandalen behafteter Referenzzinssatz

In die Manipulationen des Libor waren weltweit 20 Banken verwickelt. Die Behörden verhängten bei bewiesenem Verdacht hohe Geldbußen und verurteilten involvierte Banker zu teils empfindlichen Freiheitsstrafen. So musst die Deutsche Bank gut zwei Milliarden Euro wegen Zinsmanipulation entrichten und ein bei amerikanischen Großbanken angestellter Mitarbeiter trat eine zehnjährige Haftstrafe an. Bis heute sind nicht alle Fälle von Libor-Manipulation aufgeklärt, doch ist dies nicht der Grund, warum die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA dem Referenzzins in absehbarer Zeit ein Ende bereiten möchte.

Banken sollen nach Alternativen zum Libor suchen

Die britische Bankenaufsicht befürchtet keine weiteren Manipulationen des Referenzzinses mehr, auch ist dessen dunkle Vergangenheit nicht Anlass für seine Abschaffung. Wie die Behörde vor Kurzem mitteilte, ist der Libor mittlerweile sinnlos, weil es dem Markt an ausreichender Liquidität mangelt. Mit anderen Worten: Es werden immer weniger Geschäfte getätigt, auf deren Basis der Libor kalkuliert werden könnte.

Die Banken sollen nach dem Willen der FCA bis Dezember 2021 weiterhin Libor-Angaben machen und sich bis dahin in Kooperation mit der Behörde um Alternativen bemühen. Verläuft alles wie geplant, wird dem Libor voraussichtlich 2022 die letzte Stunde schlagen. Viele Institute begrüßen vermutlich den Beschluss, weil damit ein unrühmliches Finanzmarkt-Kapitel abgeschlossen wird.

Bild:  Cybrain@fotolia.de